„X“ ist ein stilvoller Horrorfilm von Regisseur Ti West, der auf atmosphärische Spannung und kunstvolle Referenzen zur goldenen Ära des Slasherkinos setzt. Mit einer Mischung aus explizitem Terror, Retro-Look und einem überraschenden Subtext zu Jugend, Sexualität und Vergänglichkeit gelingt ihm ein Film, der sowohl Genrefans als auch cineastisch Interessierte anspricht.
Die Handlung: Eine Filmcrew, ein abgelegener Bauernhof – und das Grauen beginnt
Im Jahr 1979 reist eine kleine Filmcrew in das ländliche Texas, um in einer abgelegenen Scheune einen pornografischen Film zu drehen. Mit dabei: die ehrgeizige Produzentin Lorraine, der charismatische Regisseur RJ, die aufstrebende Darstellerin Maxine und ihre Kolleginnen und Kollegen.
Das gemietete Gästehaus befindet sich auf dem Gelände eines einsamen, düsteren Bauernhofs, der von dem alten Ehepaar Howard und Pearl bewohnt wird. Anfangs scheint alles ruhig, doch schnell entgleitet die Stimmung. Pearl, eine alte Frau mit melancholischem Blick, entwickelt eine verstörende Obsession für die junge Maxine, deren Jugend sie zugleich bewundert und beneidet.
Was folgt, ist ein rasant eskalierender Albtraum aus Gewalt, Wahnsinn und verstörender Intimität. Doch „X“ ist mehr als ein Slasher – der Film reflektiert den Schrecken des Alterns, den Wunsch nach Anerkennung und die dunklen Seiten körperlicher Begierde.
Ein modernes Horrorerlebnis mit nostalgischem Flair
Was „X“ so besonders macht, ist seine liebevolle Inszenierung im Stil klassischer 70er-Jahre-Horrorfilme. Die Farbgebung, Kameraführung und Musik erinnern an Genreikonen wie „The Texas Chainsaw Massacre“. Gleichzeitig ist der Film aber fest im Hier und Jetzt verankert – nicht zuletzt durch seine vielschichtigen Charaktere und gesellschaftskritischen Untertöne.
Ti West gelingt es, Horror mit Erotik, Atmosphäre mit Schockeffekten und Kunst mit Exploitation zu verbinden. „X“ ist dabei nicht nur blutig, sondern auch intelligent und stilvoll.
Mia Goth in einer Doppelrolle: Stark, subtil und verstörend
Eine besondere Erwähnung verdient Mia Goth, die sowohl Maxine als auch die alte Pearl spielt. Ihre Darstellung ist vielschichtig, eindringlich und körperlich fordernd. Der Kontrast zwischen jugendlicher Lebenslust und der Tragik des Alterns wird in ihren Figuren auf schmerzliche Weise spürbar. Ihre Leistung verleiht dem Film eine emotionale Tiefe, die weit über das Genre hinausgeht.
Darsteller und Produktionsdaten
- Regie: Ti West
- Drehbuch: Ti West
- Hauptdarsteller: Mia Goth (Maxine / Pearl), Jenna Ortega (Lorraine), Brittany Snow (Bobby-Lynne), Kid Cudi (Jackson), Martin Henderson (Wayne), Owen Campbell (RJ)
- Produktion: Jacob Jaffke, Kevin Turen, Harrison Kreiss
- Musik: Tyler Bates, Chelsea Wolfe
- Kamera: Eliot Rockett
- Produktionsjahr: 2022
- Laufzeit: 106 Minuten
- Land: USA