„Videodrome“ ist ein visionärer Sci-Fi-Horrorfilm von David Cronenberg, der medienkritische Themen, Körperhorror und technologische Dystopien miteinander verwebt. Mit James Woods in der Hauptrolle entwickelt sich der Film zu einer erschreckend prophetischen Auseinandersetzung mit Medienkonsum, Manipulation und Identitätsverlust. Ein Kultklassiker, der aktueller kaum sein könnte.
Ein Blick hinter den Bildschirm
Max Renn, Geschäftsführer des kleinen TV-Senders Civic-TV, ist immer auf der Suche nach gewagten Inhalten, um die Einschaltquoten zu steigern. Sein Sender ist bekannt für Sex, Gewalt und kontroverse Programme. Eines Tages wird Max auf ein mysteriöses Signal aufmerksam, das eine brutale Sendung namens „Videodrome“ ausstrahlt – scheinbar ohne Handlung, nur rohe Folter und Gewalt. Er ist fasziniert und glaubt, das perfekte Format gefunden zu haben.
Der Ursprung von „Videodrome“
Mithilfe seines Technikers Harlan versucht Max, die Quelle des Signals aufzuspüren. Bald findet er heraus, dass „Videodrome“ nicht inszeniert ist, sondern echte Gewalt zeigt – und dass es nicht nur um Unterhaltung geht, sondern um eine tiefgreifende Manipulation des menschlichen Geistes. Max wird in eine Verschwörung hineingezogen, in der sich Realität und Halluzinationen zunehmend vermischen.
Verlust der Realität und körperliche Transformation
Max beginnt selbst unter den Einflüssen des Videodrome-Signals zu leiden. Er halluziniert groteske Szenen, erlebt körperliche Mutationen – darunter ein öffnungsgleicher Schlitz in seinem Bauch, der als Videokassetten-Player fungiert. Seine Wahrnehmung der Realität beginnt zu zerfallen, und er wird zur Marionette einer geheimen Organisation, die Videodrome als Waffe zur Gehirnwäsche und Kontrolle einsetzen will.
Im Zentrum dieser Organisation steht der Konzern Spectacular Optical, der mit Hilfe von Videodrome eine „neue Realität“ erschaffen will. Sie glauben, dass Medien die menschliche Evolution vorantreiben können – hin zu einer neuen Daseinsform, in der Fleisch und Technologie verschmelzen. Max wird zur Schlüsselfigur in diesem Plan, verliert aber zusehends die Kontrolle über sein eigenes Ich.
Auflösung und medienphilosophische Dimensionen
Der Film kulminiert in Max’ endgültiger Transformation. Seine Identität wird ausgelöscht, er tötet diejenigen, die ihn kontrollieren wollen, und akzeptiert schließlich sein neues „Ich“. In der letzten Szene bringt er sich um – ein Akt, der als „Geburt des neuen Fleisches“ inszeniert wird.
„Videodrome“ endet mit der erschütternden Botschaft, dass Massenmedien nicht nur manipulieren, sondern auch die physische und psychische Realität des Menschen verändern können. Die Linie zwischen Bildschirm und Bewusstsein, zwischen Körper und Technologie, ist endgültig überschritten.
Darsteller und Produktionsdaten
Hauptdarsteller:
- James Woods – Max Renn
- Debbie Harry – Nicki Brand
- Sonja Smits – Bianca O’Blivion
- Peter Dvorsky – Harlan
- Leslie Carlson – Barry Convex
- Jack Creley – Brian O’Blivion
Produktionsdaten:
- Originaltitel: Videodrome
- Genre: Science-Fiction, Horror, Thriller
- Produktionsland: Kanada
- Regie: David Cronenberg
- Drehbuch: David Cronenberg
- Musik: Howard Shore
- Kamera: Mark Irwin
- Produktion: Claude Héroux
- Laufzeit: ca. 89 Minuten
- Kinostart: 1983
- Sprache: Englisch