„Perfect Days“ von Wim Wenders ist ein zutiefst poetischer Film über die Schönheit des Alltäglichen. Mit minimalistischem Erzählstil und stiller Intensität entführt der Film in die Welt eines Mannes, der in der Routine seine persönliche Freiheit und Erfüllung findet. Der japanische Beitrag zu den Filmfestspielen von Cannes 2023 ist ein stilles Meisterwerk über Würde, Achtsamkeit und die Kunst, im Moment zu leben.
Ein Mann namens Hirayama
Im Zentrum des Films steht Hirayama, ein in Tokio lebender Mann mittleren Alters, der öffentliche Toiletten säubert. Was zunächst wie ein unspektakulärer Job wirkt, offenbart sich schnell als Lebensphilosophie. Hirayama ist ein zurückgezogener, aber achtsamer Mensch, der seinen Alltag mit Präzision, Hingabe und innerer Ruhe gestaltet.
Sein Leben ist durchzogen von festen Ritualen: das morgendliche Gießen seiner Pflanzen, die sorgfältige Auswahl seiner Kassettensammlung, das Lesen alter Bücher während der Mittagspause im Park. Hirayamas Welt ist klein, aber erfüllt. Er lebt in einem bescheidenen Apartment, fotografiert Schatten und Lichtspiele mit einer analogen Kamera und meidet digitale Medien.
Eine leise Reise durch den Alltag
„Perfect Days“ erzählt keine große Geschichte im klassischen Sinn. Vielmehr besteht der Film aus kleinen Beobachtungen, Begegnungen und Momenten, die sich nach und nach zu einem berührenden Porträt zusammensetzen. Der Film lässt sich Zeit und lädt das Publikum ein, sich auf einen entschleunigten Rhythmus einzulassen.
Die Kamera begleitet Hirayama durch die Straßen Tokios, beobachtet ihn in seinem kleinen weißen Pritschenwagen, bei Gesprächen mit Kollegen, flüchtigen Begegnungen mit Fremden und stillen Momenten ganz für sich allein. Es sind die leisen Nuancen, die diesen Film tragen – etwa das Lächeln, das er einem kleinen Kind schenkt, oder der Blick in die Baumwipfel, der ihm innere Ruhe schenkt.
Ein Film über Würde und Achtsamkeit
Wenders gelingt mit „Perfect Days“ ein feinsinniges, zutiefst humanistisches Werk. Ohne große Worte oder dramatische Konflikte vermittelt der Film eine Haltung zur Welt, die in ihrer Einfachheit und Klarheit berührt. Er zeigt, dass Glück nicht immer in außergewöhnlichen Momenten liegt – sondern in der liebevollen Gestaltung des Alltags.
Ein zentrales Motiv ist dabei die Musik. Die Songs auf Hirayamas Kassetten – von Lou Reed über Patti Smith bis The Animals – sind nicht nur nostalgisch, sondern bringen seine innere Welt zum Ausdruck. Besonders der Song „Perfect Day“ von Lou Reed bekommt in der finalen Szene eine emotionale Tiefe, die lange nachhallt.
Darsteller und Produktionsdaten
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders, Takuma Takasaki
Hauptdarsteller: Kōji Yakusho (Hirayama), Tokio Emoto, Arisa Nakano, Sayuri Ishikawa
Kamera: Franz Lustig
Musik: u. a. Lou Reed, Patti Smith, The Velvet Underground
Produktionsländer: Japan, Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Drama
Laufzeit: ca. 123 Minuten
Sprache: Japanisch
Uraufführung: Filmfestspiele von Cannes 2023