„Midsommar“ ist kein klassischer Horrorfilm, sondern ein albtraumhaftes Fest aus Licht, Ritualen und verstörender Schönheit. Regisseur Ari Aster schafft mit diesem Werk eine unheimliche, psychologisch tiefgehende Geschichte, die das Genre neu definiert – ein Horrorfilm, der unter der gleißenden Sonne statt im Schatten spielt.
Handlung und Atmosphäre: Der Kult im Licht des Nordens
Nach einem persönlichen Schicksalsschlag schließt sich Dani ihrem Freund Christian und dessen Kommilitonen auf eine Reise nach Schweden an. Ziel ist ein abgelegenes Dorf, in dem nur alle 90 Jahre ein besonderes Mittsommer-Fest gefeiert wird. Was als idyllischer Trip in die Natur beginnt, verwandelt sich bald in einen psychologischen Albtraum. Die Dorfbewohner empfangen die Gruppe herzlich – doch ihre Bräuche und Rituale werden von Stunde zu Stunde bizarrer und bedrohlicher.
„Midsommar“ entfaltet seinen Horror nicht durch klassische Schockmomente, sondern durch eine permanente, stille Beklemmung. Die Unmöglichkeit zu entkommen, die surreale, in Blumen getränkte Welt der Kultmitglieder und die psychischen Spannungen innerhalb der Gruppe lassen den Film langsam eskalieren. Die Kameraarbeit, das Produktionsdesign und der permanente Tag machen das Grauen umso intensiver.
Dani als zentrale Figur: Von der Trauer zur Transformation
Im Zentrum der Geschichte steht die Figur Dani, gespielt von Florence Pugh. Ihre emotionale Reise ist das Rückgrat des Films. Vom traumatisierten Verlust über Isolation bis hin zu einer grotesken Form von Zugehörigkeit durchläuft Dani eine tiefgreifende Wandlung. Ihr psychischer Zustand spiegelt sich dabei auch in der immer surrealeren Umgebung wider. Pughs Performance ist intensiv, nuanciert und glaubwürdig – eine der stärksten Darbietungen des modernen Horrorkinos.
Ein Ritual des Kontrollverlusts: Symbolik und Themen
„Midsommar“ ist voller Symbolik und Deutungsebenen. Die Kontraste zwischen Licht und Dunkelheit, Tradition und Rationalität, Individualität und Gemeinschaft werden konstant herausgefordert. Der Film stellt Fragen nach kultureller Relativität, emotionaler Abhängigkeit und dem Preis von Zugehörigkeit.
Ari Asters Werk bleibt ambivalent. Was als Schrecken beginnt, endet fast wie eine Erlösung – zumindest für Dani. Die Zuschauer jedoch bleiben mit einem tiefen Gefühl der Verstörung zurück.
Darsteller und Produktionsdaten
- Regie: Ari Aster
- Drehbuch: Ari Aster
- Hauptdarsteller: Florence Pugh (Dani), Jack Reynor (Christian), Vilhelm Blomgren (Pelle), William Jackson Harper (Josh), Will Poulter (Mark)
- Produktion: Lars Knudsen, Patrik Andersson
- Musik: Bobby Krlic (The Haxan Cloak)
- Kamera: Pawel Pogorzelski
- Produktionsjahr: 2019
- Laufzeit: 147 Minuten (Kinofassung), 171 Minuten (Director’s Cut)
- Land: USA / Schweden