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Der Leuchtturm

Robert Eggers’ „Der Leuchtturm“ ist ein intensives Psychodrama mit Horrorelementen, das sich durch seine stilistische Strenge und klaustrophobische Atmosphäre von der Masse abhebt. In schwarz-weißem 4:3-Format gedreht, entführt der Film in eine Welt der Isolation, in der Realität und Wahnsinn unaufhaltsam verschwimmen.

Zwei Männer, ein Turm, kein Entkommen

Die Geschichte spielt Ende des 19. Jahrhunderts auf einer abgelegenen, sturmgepeitschten Insel vor der nordamerikanischen Küste. Der junge Leuchtturmwärter Ephraim Winslow tritt seine neue Arbeit unter dem gestrengen und geheimnisvollen Thomas Wake an. Die beiden Männer sind auf engstem Raum miteinander eingesperrt, ohne Kontakt zur Außenwelt – eine Konstellation, die zunehmend Spannungen erzeugt.

Wake beansprucht die Herrschaft über den Leuchtturm für sich und verweigert Winslow den Zugang zum Licht, das er beinahe kultisch verehrt. Die Tage sind von harter körperlicher Arbeit geprägt, die Nächte von Alkohol, Misstrauen und surrealen Visionen. Zwischen Aberglauben, Schuldgefühlen und sexueller Frustration beginnt Winslow, an seiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.

Ein Abstieg in den Wahnsinn

Was als psychologisches Kammerspiel beginnt, entwickelt sich zu einem fiebrigen Albtraum. Die Männer liefern sich Machtspiele, wechseln zwischen feindseliger Ablehnung und verzweifelter Kameradschaft. Winslow wird von Visionen geplagt – von Meerjungfrauen, Tentakeln, dem toten Vorgänger. Eggers lässt bewusst offen, was real und was Wahn ist. Mythologische Motive und literarische Anklänge (Melville, Lovecraft) durchziehen das dichte Geschehen.

Die Inszenierung ist kompromisslos: Das enge Bildformat, das rauschende Schwarz-Weiß, das dröhnende Nebelhorn – all das erzeugt eine nahezu physische Beklemmung. „Der Leuchtturm“ ist ein Film der Atmosphäre, in dem Geräusche, Blickwinkel und Schweigen genauso viel erzählen wie Dialoge. Jeder Riss im Gemäuer spiegelt einen Riss im Verstand.

Schauspielkunst auf höchstem Niveau

Willem Dafoe und Robert Pattinson liefern in ihren Rollen schauspielerische Meisterleistungen. Dafoe als grantiger, wortgewaltiger Seemann mit rätselhafter Vergangenheit; Pattinson als innerlich zerrissener, junger Mann mit wachsender Paranoia. Ihre Dynamik ist elektrisierend – mal archaisch, mal grotesk, dann wieder tragisch und brutal.

Eggers’ Handschrift ist unverkennbar: historische Authentizität, sorgfältige Sprache, morbide Sinnlichkeit und mythologische Tiefe. „Der Leuchtturm“ ist keine leichte Kost, sondern ein filmisches Erlebnis – düster, verstörend, fesselnd.

Darsteller und Produktionsdaten

Regie: Robert Eggers
Drehbuch: Robert Eggers, Max Eggers
Hauptdarsteller: Robert Pattinson (Ephraim Winslow), Willem Dafoe (Thomas Wake)
Kamera: Jarin Blaschke
Musik: Mark Korven
Produktionsland: USA, Kanada
Jahr: 2019
Genre: Psychodrama, Horror, Mystery
Laufzeit: ca. 109 Minuten
Sprache: Englisch
Uraufführung: Cannes Filmfestival 2019

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